Die „Esperker“
-11 Cousinen und Cousins-


Die „Esperker“, das waren die Schwestern, Lina Lührs und Else Thies, von meinem Vater. Sie hatten in den 7 km entfernten Ort geheiratet. Sonntags kamen sie oftmals mit dem Fahrrad zu Besuch, im Winter schon mal mit einem Pferdeschlitten. Von Tante Else gab es eine Tüte Himbeerbonbons – und darauf freute ich mich immer. Was war das Besondere an den Esperkern? Fangen wir mit Familie Heinrich und Else Thies an.

Bauernhof und Schmiede
Der Bauernhof lag zwischen der Durchgangsstraße und dem Gasthof  Voigt, von Helstorf kommend die 2. Straße nach rechts abbiegend. Opa Thies, ein alter Mann mit Bart, saß gerne in einem Lehnstuhl und rauchte genussvoll eine gebogene Pfeife, der Pfeifenkopf war aus Keramik und hatte einen Deckel.

Opa Thies war Schmied, übte aber aus Altersgründen den Beruf nur noch selten aus. Aber, die Schmiede war für mich hochinteressant. Vor allem dann, wenn das Schmiedefeuer brannte und Opa Thies doch noch etwas schmiedete. Eine erkleckliche Anzahl von Hufeisen aus der Schmiede habe ich noch „gerettet“, die Hufeisen zierten lange unsere Bar.

Heinrich Thies war Landwirt. Wie damals üblich, wurden Schweine gezüchtet, freilaufende Hühner gehalten, Milchwirtschaft betrieben sowie Getreide und Kartoffeln angebaut. Als Besonderheit gab es eine Imkerei. Das war schon interessant, die Bienen zu beobachten. Spannend wurde es, wenn Königin und Bienen ausschwärmten. Onkel Heinrich zog dann einen weißen Schutzanzug mit geschlossener Gesichtshaube an und fing die Bienen, die meistens wie ein Bündel in einem Baum hingen, wieder ein. Von weitem durfte ich das beobachten. Aber zu nah konnte man auch nicht rangehen, die Bienen waren wild und stachen zu.

Wir fuhren mit dem Fahrrad sonntags auch schon mal nach Esperke. Tante Else hatte dann Kuchen gebacken und kam uns immer entgegen mit den Worten „Kauken smeckt gaud!“ (Der Kuchen schmeckt gut!).

Zur Cousine Ilse und Cousin Heinz hatte ich ein gutes Verhältnis. Gerne verbrachte ich ein paar Ferientage auf dem Bauernhof – da war ja immer was los. Wie kam ich nach Esperke? Die Fahrt dahin war es alleine schon wert, nach Esperke zu fahren; das geschah mit dem „Milchwagen“. Er sammelte auf dem Weg zur Schwarmstädter Molkerei vor den Bauernhöfen die Milchkannen ein. Der Milchwagen war eine Zugmaschine mit einer hinteren Sitzbank, auf der ich Platz nahm, und 2 Anhänger. Die Fahrt mit den vielen Stopps dauerte 3 Stunden, aber das waren Erlebnisse pur.

Stellmacherei und Sägewerk
Die andere Tante in Esperke, das war Tante Lina (Lührs), die Zwillingsschwester von meinem Vater. Tante Lina war mit Walter Lührs verheiratet, beide hatten 9 Kinder!

Ein großes Problem für mich, ich konnte mir die Namen meiner 9 Cousinen und Cousins nicht merken – es waren zu viele! Heidegret, sie ist so alt wie ich, die mochte ich besonders gern. Es gibt noch ein Bild, wo ich versuche, Heidegret lieb zu haben.

Onkel Walter betrieb eine Stellmacherei mit einem Sägewerk. Doch der Stellmacherberuf hatte keine Zukunft mehr, weil holzgemachte Ackerwagen „ausliefen“. So kam der findige Onkel Walter auf die Idee, ein Festzelt für Veranstaltungen, insbesondere für Schützenfeste, zu bauen. Die ersten Zelte waren reiner Holzbau, was ja heute aus Sicherheitsgründen undenkbar ist.

Aus den einfachen (notgedrungenen) Anfängen entwickelte sich ein erfolgreiches Unternehmen, das heute in 3. Generation Festveranstaltungen komplett organisiert und durchführt, vom Zelt bis zum Champagner in einer besonderen Suite.

Zurück zu Lührs. Es gab oberhalb des Sägegatters einen Boden mit Sägemehl. Darin Verstecken zu spielen, das war schon was Tolles. Aber, danach sahen wir „sägemehlgepudert“ aus.

Resümee
Esperke war für mich immer eine Reise wert – ich fuhr gerne nach dort.
Auch später war der Bezug zu meinem Cousinen und Cousins gut und eine meiner schönsten Beerdigungen war, wie Tante Lina im hohen Alter starb und ich alle meine 11 Esperker Cousinen und Cousins wieder traf.

Esperke

1 – Hochzeit
Die Hochzeiten waren früher immer riesig, hier heiratet Heinz Thies Helga auf dem Berge.

2 – Großfamilie Lührs
Lina und Walter Lührs hatten 9 Kinder, hier ein Bild aufgenommen bei der Silberhochzeit.

3 – Heidegret Lührs
Heidegret Lührs (heute Hattert) war meine Cousine, die ich als Kind gerne mochte.

4 – Thies
Meine Tante Else heiratete in Esperke den Landwirt Heinrich Thies. Auf dem Bauernhof befand sich auch noch eine Schmiede.

5 – Lina und Walter Lührs
Lina und Walter Lührs. Tante Lina war eine geborene Ridder und die Zwillingsschwester meines Vaters. In der letzten Reihe bin ich mit meiner Cousine Renate zu sehen.

6 – Doppelhochzeit
Doppelhochzeit meiner Cousins Walter und Wilhelm Lührs. Im Hintergrund das Wohnhaus der Familie Lührs. Rechts zu erkennen ein eigenes Zelt. Walter Lührs hatte vom Stellmacher zum Zeltebauer gewechselt.

7 – Ridder-Kinder
Mein Vater Heinrich hatte 2 Schwestern, beide heirateten nach Esperke.

8 – Cousins und Cousinen
Allein in Esperke hatte ich 11 Cousinen und Cousins. Gruppenbild bei meinem 3. Geburtstag. Vorne im Samtanzug – das bin ich.

Druckversion | Sitemap
© Helstorf