In der Ortschronik wird die Urkunde noch grob auf die Jahre 1165 bis 1167 datiert. Dem Heimatvereinsvorsitzenden Diethard Hensel zufolge stammt sie aber von 1160.
Auf die 100 Jahre kommt es denn ja auch nicht mehr an, oder?
Helstorf, rund 1500 Einwohner zählend und ein Nebenzentrum Neustadts im Norden, hat am Wochenende seinen 850. Jahrestag gefeiert. Nachbar Warmeloh ist nicht nur ungleich kleiner und zählt gerade mal
110 Seelen, sondern auch jünger: 1260 wurde die Ansiedlung erstmals erwähnt.
750 Jahre Warmeloh, auch das wurde zünftig gefeiert. „Klein aber fein“, sagte Uwe Stummeyer,
Sprecher des Organisationskomitees, zum Auftakt, als sich die Warmeloher auf Hof Zwitters versammelten und zum neuen Gedenkstein an der Dorfeinfahrt gingen. Und da kleine Sticheleien zur guten
Freundschaft nun einmal dazugehören, wurde beim Umzug laut über Ursachen für die Unterschiede zwischen den beiden Dörfern nachgedacht. „Alter geht vor Schönheit. Und Helstorf ist älter als
wir.
Fritz Gliesmann lässt in Helstorf zum Tag des Jubiläums Tauben starten. | Leon (9) übt sich bei der Helstorfer Feuerwehr im Zielspritzen und trifft. |
„Das ist ein gewichtiges Pfund“, sagte Denkmalspfleger
Norbert Lopitzsch über die längjährige Geschichte Helstorfs und spielte damit auch auf das große, schwere Buch an, in dem die Chronik Helstorfs niedergeschrieben ist. Bei der Feier des 850.
Jahrestags warf der Ort ein weiteres Pfund in die Waagschale: die Gemeinschaft.
Seit Monaten hatte sich das Festkomitee immer wieder getroffen, um das Fest und seine Ausstellungen
vorzubereiten. In einem Nebenraum des Festzelts an der Reiterheide hatten der Heimat- und Museumsvereins eine Ausstellung aufgebaut, die die Geschichte des Ortes und seine Vereine
präsentierte.
Dort suchten viele Helstorfer mit dem Finger nach bekannten Gesichtern auf den Fotos, wie zum
Beispiel Renate und Hans Heese, die seit zwölf Jahren im Dorf wohnen. „Das ist sehr interessant“, sagte Renate Heese, die häufig in der Chronik nachschlägt.
Die Helstorfer Betriebe und Vereine unterhielten die Besucher mit kleinen Spielchen. Auch die
Patenkompanie aus der Wilhelmstein- Kaserne Luttmersen tat sich als Grillmeister und Organisator von Kinderspielen hervor.
Wilfried Koch bewundert in Helstorf ein altes Motorrad der Oldtimerfreunde Rodewald. | Jan (4, von links) und Gerd Rabe lassen sich von Kevin Loeske einen Bundeswehr-Kran erklären. |
Helga Kosack (Mitte) und Sepp Stiller sehen sich Arbeiten von Schneiderin Gertraud Seidel an. | Renate und Hans Heese aus Helstorf sehen sich die Ausstellung über die Geschichte ihres Heimatorts an. |
Eine alte Karte bezeugt es. Der Dorfkern von Helstorf sieht
noch genauso aus wie 1771. Das lobte auch Denkmalpfleger Norbert Lopitzsch, der bei der 850-Jahr-Feier einen kurzen Abriss über die Geschichte des Dorfes gab.
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde der Ort 1154 in einer Urkunde des Papstes Hadrian IV. Eine
weitere Urkunde erwähnt die Schenkung von zwei Hufen, einem alten Flächenmaß, in Helstorpe des Ritters Mirabilis an den Bischof von Minden im Jahre 1160. Diese Angabe gilt heute als offizielles
Gründungsdatum des Ortes.
Die 1995 erstellte Dorfchronik gibt auf 727 Seiten ausführlich Auskunft über die Historie des
Dorfes. Sie ist beim Heimatverein Helstorf erhältlich. sd
Text/Fotos: Döpke/von Werderw/BartelsGötze Leine-Zeitung 21.06.10
Ständebaum und Schmiede markieren den alten Helstorfer Ortskern
Ein Dorf feiert sich selbst: Im 850. Jahr nach der ersten urkundlichen Erwähnung Helstorfs laden
Dorfgemeinschaft und Ortsrat für Sonntag, 20. Juni, 10 bis 17 Uhr, zu einem zünftigen Dorffest an die Reiterheide ein. Außer den örtlichen Vereinen sollen sich auch die Betriebe des Dorfes an dem
Fest beteiligen.
An der Organisation wirkt der Heimatverein maßgeblich mit, der 1995 die umfangreiche Ortschronik,
auch als „Helstorfer Bibel“ bekannt, herausgegeben hat.
Dem Werk ist zu entnehmen, dass die ersten Siedlungen auf dem heutigen Helstorfer Gebiet weit älter
sind als 850 Jahre: Ausgrabungen an der Straße Richtung Vesbeck zeugen von Siedlungen aus der Bronzezeit (etwa 1500 bis 1100 v. Chr.) und der vorrömischen Eisenzeit (700 v. Chr. bis Christi Geburt).
Die Herkunft eines einzelnen Funds wird sogar auf die jüngere Steinzeit datiert.
Doch, wie häufig üblich und „kraft souveräner Willkür“, wie es Ortsbürgermeister Werner Rump
augenzwinkernd ausdrückt, halten sich die Helstorfer an die älteste bekannte Urkunde, in der Helstorpe 1160 erwähnt wird. Schließlich feierte das Dorf auch 1960 800-jähriges
Bestehen.
Ortsbürgermeister Werner Rump (kleines Bild, links) und Diethard Hensel
schmökern in der „Helstorfer Bibel“, der umfangreichen Ortschronik von 1995.
Um historische Belange kümmert sich in Helstorf der 1988 gegründete Heimatverein. Der Vorsitzende,
Diethard Hensel, führt mit seinem Engagement um die Ortsgeschichte eine Familientradition fort: Sein Vater, der Arzt Hans-Günter Hensel, und der damalige Pastor Eduard Weiss waren es, die die Arbeit
an der Dorfchronik mit einer intensiven Materialsammlung begannen.
1960, bei einer – der Chronik zufolge – bescheidenen Feier zum 800-jährigen Bestehen des Orts,
stellten die beiden Männer der Gemeinde Helstorf die Urkunde vor, auf die sie sich als papiernen Zeugen der örtlichen Geschichtsschreibung für das Ortsjubiläum beriefen.
Darüber hinaus präsentierten sie ein neu entworfenes Ortswappen, das in Silber und Blau Hut und
gekreuzte Lederhandschuhe zeigt, die Zeichen der Amtswürde des Patrimonialgerichtsherrn, der nachgewiesenermaßen in früheren Jahrhunderten in Helstorf Recht sprach. Das untere Feld des Wappens zeigt
ein Gewässer mit einer Fähre, wie sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Helstorf für den Verkehr über die Leine zum Nachbarort Mandelsloh eingesetzt wurde.
Im Dezember 1961 wurde das Wappen offiziell genehmigt.
Eine Kopie der Urkunde, in der Helstorf erstmals erwähnt
wurde
Die erste urkundliche Erwähnung ihres Orts, auf die sich die Helstorfer für ihr Jubiläumsfest
berufen, findet sich auf einer handschriftlichen Urkunde.
Der Ritter Mirabilis von Broke bescheinigt darin die Schenkung umfangreicher Ländereien und
Besitzungen an den Bischof Wernher von Minden, unter anderem auch „zwei Hufen Land in Helstorp“. Er habe nach zahlreichen Schicksalsschlägen fast seine gesamte Verwandtschaft verloren, schreibt der
Ritter in dem Papier.